Eigeninitiative der Eltern gefordert
Mit dem Schwimmen ist es wie mit dem Radfahren – man lernt es in der Kindheit und kann es dann sein Leben lang. Nur: Man muss es einmal lernen, entweder bei den Eltern oder in der Schule. Und daran hapert es heute: Im Sommer 2011 kann sich jedes zweite Kind am Ende der Grundschulzeit nicht sicher immer Wasser bewegen. Ein Trauerspiel.
Doch wundern darf es uns nicht: Schwimmen ist nicht nur zur Randsportart verkommen, sondern hat auch sein Kick als Freizeitaktivität eingebüßt. Mit dem Angebot, ins Schwimmbad zu gehen, locken Eltern heute nicht einmal mehr die Grundschüler vom Computer weg. Es muss schon das Erlebnisbad mit Wasserrutschen sein. Sicher, Schwimmen lernt man beim Plantschen in diesen kommerzialisierten Badelandschaften aber nicht.
Simple Hallenbäder hingegen werden reihenweise geschlossen oder wie jetzt in Kiel für Partys und Kunst-Events genutzt. Das bringt Geld. Doch wer ein Schwimmbad unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet, der darf erst gar nicht das Wasser einlassen: Bäder sind ein Zuschussgeschäft mit sozialer Bedeutung für die Region. Das verkennen viele Bürgermeister leider in ihrer Finanznot.
Deshalb hat es auch der Schulsport schwer. Viele Schulen könnten – selbst wenn sie wollten – keinen Schwimm unterricht geben, weil es Lehrschwimmbecken in erreichbarer Nähe nicht mehr gibt. Da mag im Lehrplan stehen, was will: Er kann nicht umgesetzt werden, weil die Anfahrt per Bus zu teuer und zu lang ist und zu wenig Zeit im Wasser bleibt.
Umso wichtiger ist Eigeninitiative der Eltern. Mit der Wassergewöhnung kann man schon mit den Kleinsten in Nord- und Ostsee oder im Freibad anfangen, sie lieben das nasse Element und werden schnell zu Wasserratten. Auch (Ferien)-Schwimmkurse gibt es gegen kleines Geld fast überall. Eine Investition fürs Leben – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn mit der Zahl der Nichtschwimmer steigt auch die Zahl der Ertrunkenen.